Büroformen
Seit der industriellen Revolution haben sich über die Jahrzehnte verschiedene Büroformen entwickelt. Dies ist ursprünglich auf Änderungen der Arbeitsorganisation und neue Tätigkeitsprofile oder (digitale) Technologien zurückzuführen. Heute geht es nicht mehr grundsätzlich um den richtigen Arbeitsplatz für den einen oder anderen Mitarbeiter. Vielmehr sollten für die vielschichtigen Tätigkeiten und Kommunikationssituationen - typisch für die heutigen "Wissensarbeiter" - verschieden gestaltete Bereiche angeboten werden. In der Regel ist in allen Unternehmen die Kombination von Büroformen (Mischbüro) mit Rücksicht auf die Mitarbeiter und Abteilungen sinnvoll.
Das Zellenbüro
Unter Zellenbüro versteht man das klassische Einzel- und Doppelbüro, aber auch ein Mehrpersonenbüro von bis zu 4 Personen. Es ermöglicht ruhiges konzentriertes Arbeiten, eine individuelle Steuerung von Beleuchtung und Heizung, die Verarbeitung vertraulicher Informationen und Empfang von Besuchern am Schreibtisch. Geräuschintensivere Tätigkeiten müssen nur mit wenigen Kollegen abgestimmt werden. Damit ist es empfehlenswert für bestimmte Abteilungen wie z.B. Personalwesen und Buchhaltung und für Behörden mit einem hohen Anteil an Sachbearbeitung. Als Statusobjekt wird das Einzelbüro in der Regel von Führungskräften favorisiert.
Insbesondere, wenn das Zellenbüro traditionell an einem langen Büroflur angeordnet ist und keine Glastüren aufweist, kann sich die damit verbundene Isolation als nachteilig erweisen. Mitarbeiter kommunizieren nur via Email/Intranet oder Telefon und sehen nicht, welcher Kollege im Hause oder am Platz ist. Spontaner Ideenaustausch, schnelle Abstimmungen und kreative Teamarbeit werden eher unterbunden. Besprechungen müssen speziell vereinbart werden. Besonders hinderlich ist dies für Innovationen und Effizienz-Verbesserung. Zudem wirkt dieses Konzept auf Außenstehende verschlossen und wenig repräsentativ.
Das Gruppen- oder Teambüro
Diese Büroform fasst zwischen 4 und 20 Mitarbeiter. Hier werden häufig Projektteams und kleine Abteilungen zusammengefasst – am sinnvollsten durch feste Wände, aber auch durch Stellwände in einer größeren Fläche. Der Austausch zu gruppeninternen Themen wird gefördert, gleichzeitig steigt der Geräuschpegel, insbesondere wenn Telefonate geführt werden müssen oder Kollegen sich direkt im Raum besprechen. Gut geeignet ist diese Form daher, wenn tatsächlich in der Gruppe etwas entwickelt werden soll oder aber, wenn alle Mitarbeiter eher still arbeiten und sich zu bestimmten Zeiten gleichzeitig gemeinsam besprechen.
Das Kombi-Büro
Diese Büroform vereint die genannten Vorteile des Zellenbüros mit der Möglichkeit des spontanen Austauschs. Entlang einer Mittelzone, die z.B. Kaffeeautomat, Stehtische, Loungemöbel und Druckerstation bietet, reihen sich (teil)verglaste Zellenbüros. Somit ist sichtbar, wer ansprechbar ist, das konzentrierte Arbeiten wird ermöglicht, jedoch kann sich jeder Mitarbeiter unkompliziert in der Mittelzone treffen und austauschen. Kunden können (sowohl in den Büros als auch in der Kommunikationszone) in einem insgesamt räumlich attraktiven Umfeld betreut werden. Es ist aber darauf zu achten, dass die oft nur durch die Glaselemente der Büros indirekt belichtete Kommunikationszone attraktiv gestaltet und ausreichend künstlich beleuchtet und klimatisiert wird.
Das Großraumbüro – Open Space
Die offene Bürolandschaft auf bis zu 1.000 m² – zoniert durch Pflanztröge und Sitzecken – ist eine Erfindung der 1960er Jahre. Durch offensichtliche Nachteile wie schlechte Klimatisierung, Zugluft und Geräuschbelästigung sowie geringe Privatsphäre ist sie in Verruf geraten. Bei Planern und Managern ist jedoch weiterhin die offene Anordnung der Schreibtische (etwa 20 bis 100 in einer Einheit) in einer Büroetage wegen Ihrer angeblich ökonomischen Vorteile beliebt. Tatsächlich kann man durch den Verzicht auf Wände Baukosten sparen und ist in der Anordnung flexibler. Auch aufgelockerte Gruppierungen der Arbeitsinseln und Änderungen in der Zonierung sind möglich. Platz spart man aber nur bedingt ein, da auch im Großraumbüro Bewegungsflächen eingehalten werden müssen.
Für das angenehme Arbeiten hinsichtlich Konzentration und Privatsphäre ist bei dieser Büroform besonderes Augenmerk auf Akustik und Möbelauswahl zu legen. Hersteller bieten hier verschiedenste Stellwände, Stauraumlösungen, Pinnelemente usw. an. Durch die offene Struktur werden Gemeinschaftsgefühl und der spontane Austausch gefördert, Ablenkung ist jedoch eine große Gefahr. Als unangenehm wird ebenso empfunden, dass die Raumtemperatur und teilweise die Beleuchtung nicht individuell steuerbar sind. Problematisch kann die Statusfrage sein, wenn bestimmte Plätze an Türen oder Gängen als minderwertig empfunden werden.
Die offene Schreibtischanordnung wird häufig ergänzt durch Besprechungsräume in verschiedenen Größen, Ad-hoc-Meetingzonen, Loungebereiche / Teeküchen sowie sogenannte Think Tanks für den Rückzug etwa bei längeren Telefonaten. Interne Regeln zur Arbeitsorganisation und gegenseitiger Rücksichtnahme sind in jedem Fall ratsam.
Business Club und Desk-Sharing (Non-Territorial Office)
Die Idee vom Großraumbüro wird in dieser Form zu einer differenzierten Arbeitslandschaft entwickelt. Klassische Schreibtischarbeitsplätze werden ergänzt durch Steharbeitsplätze an Theken oder Workbenches. Nicht nur verschieden große und unterschiedlich gestaltete Besprechungsräume sondern auch Bibliotheken, Cafeterias, Wintergärten, Ruheräume und isolierte Zellen(büros) bieten abwechslungsreiche, anregende und besonders repräsentative Welten für das Arbeiten und Kommunizieren. Der Anteil an Gemeinschaftsflächen ist sehr hoch. Interaktionen und informelle Gespräche werden besonders gefördert; konzentrierte Langzeittätigkeiten, Rückzug und streng vertrauliche Absprachen sind aber nur teilweise möglich. Geeignet ist diese Form etwa für Firmen der Kreativ- und Kommunikationsbranche mit wechselnden Projektteams und mit einem Anteil an Mitarbeitern, die nur zeitweise in die Firma kommen. Manchmal werden Mitarbeitern keine festen Plätze mehr zugeordnet: Wie in einer öffentlichen Bibliothek sucht man sich täglich neu den Ort, an dem man arbeitet. Auf diese Weise lässt sich der enorme Flächenbedarf wieder etwas reduzieren, da Arbeitsplätze von mehreren Kollegen zeitversetzt belegt werden. Die Nutzerakzeptanz ist hier jedoch gering.
Fazit
Jede Büroform hat Ihre Vor- und Nachteile. Jedes Unternehmen sollte sich bei einem Umzug oder Umbau daher genau über die internen Arbeitsweisen im Klaren sein und sich von einem Experten beraten lassen. Manchmal schränkt die Gebäudearchitektur (Tiefe der Fläche, Belichtung) die Möglichkeiten ein. Ein grundlegender Wechsel, etwa vom Zellenbüro zum Großraumbüro, kann firmenpolitisch gewollt sein, um eine neue interne Kommunikation zu fördern. Hier sind jedoch immer ein „Change-Management“ und die Einbeziehung der Mitarbeiter ratsam.
Welches ist Ihre Baustelle? Möchten Sie mit uns über Raumaufteilung und Büroorganisation sprechen? Benötigen Sie eine Beratung zu Ihrer Fläche oder einen Informationsworkshop über die Möglichkeiten zusammen mit Ihren Mitarbeitern?
Rufen Sie an! 030- 616 52 852 oder kontaktieren Sie uns per Mail oder Fax.
Beispielprojekte für Arbeitswelten und Kommunikationsräume finden Sie auch auf unserer Stammseite raumdeuter.de